Donnerstag, 22. November 2012

Was für ein Abend im "Garten der Lüste"!


Der erotische Poetry-Slam 2012 war ein großes Vergnügen!

P_Silat, Masdevallia und ihr Team hatten in Ludwigshafen einen echten Lustgarten geschaffen – die Blumenlandschaft allgemein und ganz besonders die Schöpfungen im Ausstellungsraum regten die Sinne schon an, bevor es losging.

Was die Ausstellung anging, so bin ich jedes Mal aufs Neue wieder erstaunt, wie leichtfüßig p_silat mit seinen Kreationen die Themen „Advent“ und „SM“ ineinander verflicht: Die eingesetzten, szeneüblichen Bestandteile wirken wie an ihrem Platz ganz von sich aus gewachsen, von Aufgesetztheit keine Spur.

Doch nicht nur für Augenschmaus hatten unsere Gastgeber gesorgt, die Liebe ging im „Garten der Lüste“ aber genauso durch den Magen, darum an dieser Stelle vielen Dank für die tolle Bewirtung! SM-Burger und Bondage-Würstchen findet man schließlich nicht überall, den SM-Burger als Kombination von Saumagen und Kraut auf Brötchen aller Wahrscheinlichkeit nach auch nur in der Pfalz.

Für die große Hilfe bei der Bestuhlung des Saals hier auch gleich einen herzlichen Dank an N-Rammstein, ebenso wie an punitor, der für einen reibungslosen Einlass sorgte.

Vor dem Beginn des Slams war noch die Startreihenfolge auszulosen. In Gumcat – von anderen Gelegenheiten als „fromme Latexnonne“ bekannt, zum Erotik-Slam aber etwas legerer gekleidet und mit einer fast schon pornösen Sonnenbrille geziert- fand sich eine charmante Glücksfee, die die achte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine spannende Reihenfolge brachte.

So eröffnete feuerlilie den Reigen vor den gut und gerne 70 Besuchern mit ihrer hintergründigen Persiflage auf einen zuletzt viel diskutierten Roman. Mit „Shades of Pink“ hatte sie erst das Staunen, dann das Schmunzeln und schließlich die Lacher auf ihrer Seite, bevor Theo mit dem Märchen „vom traurigen Masochisten“ die Zuhörer ans Lagerfeuer holte.

Freie Exorzistin, die den Wettbewerb im Vorjahr für sich entscheiden konnte, verzauberte uns mit viel Schmelz in der Stimme und perfekt getroffenem Versmaß die Sinne, bevor jemand im Publikum so richtig ahnte, dass es wieder etwas Saftiges auf die Ohren geben würde. Im Anschluss nahm uns Friedrich mit durch ein leicht surrealistisch gefärbtes Gedicht, dessen überraschenden Wendungen zu folgen richtig Spaß machte.

Dvora ließ in diesem Jahr die Häschenschuhe eingepackt und präsentierte stattdessen eine Geschichte von Sehnsucht und Abschied, die erst für ergriffene Stille, und dann für tosenden Applaus sorgte. Red Cage, mit einem ihrer ersten SM-Texte überhaupt, verwöhnte uns mit einem schönen, klassischen Beispiel für eine harte Fantasie.

Claire Fraser zeigte – gleichermaßen aufregend wie humorvoll - die Welt aus der Sicht einer Liebeskugel, bevor Marquis de Peine sich zum Ende der Vorrunde auf die Jagd nach der „entlaufenen Sklavin“ machte.

Die Pause verkürzten uns Katermidnight und sein Model mit einer als Performance selten gezeigten Hogtie-Bondage. Für diese Attraktion vielen Dank an die beiden!

Im Finale betörte zunächst feuerlilie mit der gefühlvollen Lyrik ihres Texts „eine näherung“. Die „Freie“ sorgte mit ihrem mitreißenden Text über ein recht handfestes Entführungsszenario für große Aufmerksamkeit, bevor Dvora mit einem erst auf der Anreise zum Slam entstandenen, berührenden und teilweise autobiographischen Text die Zuhörer vereinnahmte, in dem mit „Cowboy und Indianer“ eine kindliche Frühform von Bondagespielen eine tragende Rolle einnahm. Claire Fraser schloss den Wettbewerb mit einer rasanten und sehr ansprechenden Story über zwei Frauen, die es offenbar nicht nur faustdick hinter den Ohren haben.

Die Siegerin mittels des menschlichen Gehörs zu bestimmen gelang nicht – die Texte im Finale, auch wenn von Form und Inhalt her recht unterschiedlich, standen sich auf hohem Niveau sehr nahe, das Publikum honorierte dies mit frenetischem Applaus für das gesamte Final-Quartett.

Nicht nur in dieser Situation sprang Xenia-Hexe dem Moderator hilfreich bei, in dem sie die Anzeigen ihrer mit Liebe zum Detail eingerichteten Tonanlage als „Applausometer“ nutzte. Für ihren Einsatz während der Vorbereitung und der Durchführung des Slams an dieser Stelle einen besonderen Dank.

Bei den Messergebnissen unterschied sich der Zuspruch auch erst auf den Nachkommastellen, und hier hatte Claire Fraser knapp die Nase vor der Freien Exorzistin. Den dritten Platz teilten sich Dvora und feuerlilie.

Die Gewinnerin, Theo und der Maquis steuerten jeweils noch eine Zugabe bei – und da war der unterhaltsame Abend auch schon wieder vorüber.

Die starken Beiträge und die großartige Stimmung sind uns jedenfalls Ansporn, im kommenden Jahr die dritte Auflage des SlamMassel anzupacken. An Eurer Unterstützung mangelte es nicht – ich sage es mal so: Den Spendern, die so fürsorglich unser herzallerliebstes Latex-Bunny gefüttert haben, sei ein Trullala!

Allen Besuchern, Teilnehmern und Helfern, auch denen, die ich hier versäumt habe, aufzuzählen, vielen Dank und auf Wiedersehen bei der „Rückkehr in den Garten der Lüste“ 2013.
In Kürze kann ich hier womöglich schon den ein oder anderen Beitrag veröffentlichen, schaut ab und an mal vorbei...

 

 

Montag, 12. November 2012

Sado-Hotel quält Dorf!, oder: Bauer disst Sklavin...

Es gibt Tag für Tag viele tolle Dinge zu lesen, in den Printmedien ebenso wie online.
Vieles ist enorm wichtig, manches muss erst ein bisschen aufgepeppt werden, bevor es den Wunsch der Macher eines Mediums erfüllt, Aufmerksamkeit zu erregen, und wieder andere Dinge sind von so einer augenfälligen Bedeutungslosigkeit, dass selbst die BILD-Zeitung gleich zwei Mal darüber berichten muss, damit sich irgendwer darüber echauffiert.

Ein recht aktuelles Beispiel findet sich auf BILD online für den Raum Stuttgart.
Die berichtet im Kern darüber, dass in dem schönen Ort Owen unterhalb der Burg Teck, also mitten im schwäbischen Herzland, wo man noch schafft, Häusle baut, brav zur Schicht nach Stuttgart "zum Daimler" pendelt, geschlossen sonntags zur Messe geht und so Schweinereien wie die "wilde Ehe" so rein gar nicht goutiert,  zwei Ferienwohnungen zur Miete angeboten werden - die aber neben der herkömmlichen Ausstattung allerdings noch einige zusätzlich Features aufweisen, wie z. B. einen Käfig, Andreaskreuze oder Strafböcke.

Selbst die sittenstrenge BILD-Zeitung konnte in ihrem ersten Online-Artikel hierzu vom 02.11.2012 ein Schmunzeln nicht unterdrücken:

http://www.bild.de/regional/stuttgart/sadomasochismus/schwabens-erstes-sado-hotel-26995162.bild.html


Zur Skandalisierung dieses unerhörten Ferienangebots reichte das aber offenbar noch nicht aus. Darum erschien nur gut einen Tag darauf die erbostere Variante inklusive des neu hinzugenommenen Fotos einer Owener Eingeborenen (und Kirchengemeinderätin) samt den unerlässlichen Ausstattungsmerkmalen Kittelschürze und Heugabel.In dieser Meldung fühlt sich das ganze Dorf von dieser  Brutstätte des Lasters bereits gequält, die Bürgermeisterin erscheint nicht nur ratlos, nein, sondern verzweifelt, einen Anwohnerin kann vor Scham kaum noch ihr Viertel, geschweige denn den Ort verlassen, und weil sich die "Gäste" des Etablissements offenbar irgendwie in Schaufenstern vergnügen, fürchtet man doch auch gleich mal um das seelische Wohlergehen der dörflichen Jugend, der doch bis dato allerhöchstens die stark alkoholhaltige Sozialisation in Fußballverein und Jugendfeuerwehr und vielleicht ab und an die Zusetzung irgendeines kirchlichen oder sonstigen Amt- und Würdenträgers drohte. Aber so was wie in diesem "Hotel", ach quatsch: Puff!, das hats hier ja noch nie gegeben:

http://www.bild.de/regional/stuttgart/sadomasochismus/sado-hotel-quaelt-ganzes-dorf-27013900.bild.html


Bis sich das alles zur Stuttgarter Zeitung herumgesprochen hatte, waren vier Tage ins Land gegangen. Dieses Blatt hakte in Owen/Teck nochmal noch und fand die Bürgermeisterin eigentlich recht entspannt und keinen der Owener Gartenzwergpolierer, der sich außerhalb der BILD mit seiner Empörung äußern wollte:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.owen-im-kreis-esslingen-peitschen-und-fesselurlaub-unter-der-teck.b923e4f4-4189-4b2b-bc0a-e49d4cc63ecf.html


Also, seid so lieb und achtet einfach auf ein paar Dinge, wenn Ihr Euch im Owen in dem besagten Etablissment einmietet: Keine Kippen auf den Bürgersteig werfen, nicht im Parkverbot stehenbleiben, die bessere Lederhose drüberziehen und nach 22 Uhr  keinen Krach mehr machen oder ihn wirksam unterdrücken - die Daimler-Pendler und Heugabelschwinger danken es Euch!

Mit großen Schritten...

... eilt die Zeit auf den Slam-Termin am kommenden Freitag zu.

Die Resonanz ist beachtlich, die Nachfragen zur Teilnahme/Anreise/Location usw. nehmen zu - und vor allem: Es sind deutlich mehr als zur Premiere vergangenes Jahr.
Das wiederum nährt in mir die Ahnung, dass der Besucherzuspruch bei dieser, der zweiten Austragung, noch etwas größer sein könnte als 2011.

Vermutlich, auch wenn noch nicht alle Zusagen vorliegen, dürfen wir uns auf ein etwas größeres Teilnehmerfeld freuen. Das eröffnet neue Perspektiven und ein weiteres Spektrum an Text- und natürlich auch Darbietungsformen.

Alle, die am Slam beteiligt sind, arbeiten an ihrem Beitrag: Sei es, um den "Garten der Lüste" zu einem einladenden Ort zu machen, sei es, um die Texte bis zum Auftritt auf Hochglanz zu bringen oder damit die Technik bereitsteht und funktioniert.
Wenn ich an die erste Idee zu der Sache zurückdenke, erfasst mich ungläubiges Staunen, wie viele Menschen sie jetzt bewegt. Es wird am Freitag hoffentlich Zeit sein, allen zu danken - aber schon jetzt meinen Dank an alle, die sich für die Sache eingesetzt haben.

Dann mal bis Freitag!

Dienstag, 23. Oktober 2012

Eintrittskarte für den Slam



Ihr Lieben, 

eine kleine Ergänzung wird nötig, denn wir haben uns entschieden, für die kleine, feine, intime Veranstaltung weiterhin keinen Eintritt zu erheben, aber dennoch eine Eintrittskarte auszugeben, die für unsere Gäste unter folgendem Link zum Download bereitsteht:

http://www.dark-flower-design.de//advent12/Eintritt_2012_DFD.html

Benutzer: Advent2012
Kennwort: Kerze

Ohne Karte ist leider kein Einlass möglich!



Dienstag, 4. September 2012

SlamMassel 2012 am 16.11.2012

So - endlich, endlich gibt es wieder ein Datum, auf das wir hinarbeiten können: Der zweite SlamMassel findet am 16.11.2012 in Ludwigshafen statt. Passend zum Austragungsort lautet der Arbeitstitel "Garten der Lüste". Noch möchte ich nicht zu viel verraten, aber stellt Euch schon einmal auf eine anregende Umgebung ein, in der die Verse der Teilnehmer noch mehr Lust verströmen als ohnehin schon.
Außerdem arbeiten wir an einem sinnlichen, spannenden Rahmenprogramm.

Weitere Informationen bekommt Ihr hier und auf den üblichen Kanälen, sobald wir selbst mehr wissen.

Freitag, 3. August 2012

Wenn Dein Elch nicht mehr röhrt wie Dein Elch...

Es hat mal wieder so gut getan, ein paar Tage in Schweden zu verbringen.
Man kann vieles belächeln an dem Land: Etwa das sture Beharren an den Nummernzetteln, die die Reihenfolge der Bedienung in jedem noch so kleinen, abgelegenen Laden festlegt.
Oder den Heldenstatus von Tanzkapellen mit Namen wie "Vikingarna" oder "Lasse Stefanz", die mit ihrem Sound die "Flippers" wie progressive Vertreter des Nu Jazz dastehen lassen, aber irgendwie auch nur eine andere Verabreichungsform des eingängigen schwedischen Popsounds sind, der - oft unerkannt - rund um den Erdball die Hitparaden beherrscht.
Ganz bestimmt das leicht schizophrene Verhältnis zum Institut der Privatsphäre; darauf legten die Schweden nämlich größten Wert und ließen Fremde erst einmal nicht so leicht an sich heran; hierauf hat man mich schon vor Jahren eindringlich hingewiesen, bevor ich zum ersten Mal dorthin gereist bin. Sichtbarstes Kennzeichen hierfür sind womöglich die gelegentlich massiven Sichtschutzzäune, die auch um die hellsten und lichtesten Terrassen und Vorgärten herum gezogen werden. Im Gegenzug haben die Schweden weitgehend kein Problem damit, einem an der Supermarktkasse schwungvoll das Chassis ihres Einkaufswagens in die Fersen zu rammen oder einem auf einer ansonsten menschenleeren Liegewiese schnustracks über die Picknick-Decke zu latschen. Noch immer rätsle ich über die Theorie, dass dies nur die Reaktion darauf ist, dass die schwedische Gesellschaft so offen ist, dass jeder beim Finanzamt anrufen und nachfragen kann, was für ein Einkommen sein Nachbar für das letzte Jahr erklärt hat - und darauf auch eine Antwort bekommt.

Trotzdem. Auf eine Weise ist das Leben dort auch wieder entspannter als hier. Es verliert keiner die Geduld, wenn man sich in einer schwedisch-deutsch-englischen Mischsprache verständlich zu machen sucht. Im Café stehen Kuchen und Gebäck zum Wegnehmen neben den Kaffeekannen zum Nachschenken, und man zahlt hinterher das, was man der Bedienung gegenüber angibt. In der deutschen "Geiz ist geil"-Gesellschaft undenkbar.

Ich kann nicht ausschließen, dass mich irgendwelche Inhaltsstoffe in den Köttbullar, im Frischkäse der Geschmacksrichtung "geräuchertes Rentierfleisch" oder in der Filmjölk mit Vanillegeschmack (Vorsicht! Kann abhängig machen!) besonders milde stimmen, vielleicht liegt es aber auch einfach an der wunderbaren Zeit in der liebenswertesten und aufbauendsten Gesellschaft, die ich mir vorstellen kann. Aber die Vorstellung, einmal in Schweden ein eigenes Häuschen auf einem Stück Land mit eigenem Zugang zum Meer zu besitzen, schafft schon einen inneren Sehnsuchtsort.

Doch es ist ja nicht so, dass es sonst nichts zu tun gäbe.
Die Batterien sind jedenfalls soweit aufgeladen, dass wir uns, neben anderem, dem nächsten SlamMassel widmen können. Hierzu in Bälde mehr.


Abschließend noch ein Lesetipp, nicht nur für Freunde nordischer Kultur und Lebensart: Zum Reiseantritt bekam ich das Buch "Scheißrentiere" des norwegischen Autors Magne Hovden geschenkt. Der Untertitel "ein Abentuer in Nordnorwegens östlicher Finnmark" sagt schon praktisch alles, was man vorab wissen muss. Und tatsächlich entwickelt sich die Einrichtung eines samischen Erlebniscamps für Touristen durch zwei Postler aus Kirkenes, die allerdings nicht den Hauch einer Ahnung von samischer Kultur und Lebensweise haben, zum Abenteuer, in dem ein wütender finnischer Souvenirhändler, ein missmutiger, samischer Rentierfarmer, ein Samen-Hasser und sein toter Hund Gonzo sowie der samische Kehlkopfgesang "Joik" eine gewisse Rolle spielen. Allen, die zu der Lektüre greifen schon jetzt viel Spaß beim Finden des inneren Rentiers...

Donnerstag, 12. Juli 2012

Liebeslied!

Ein Gutes hatte der Radio-Beitrag zu "Shades of Grey": Die Musik ("Venus in Furs" von Velvet Underground) und die Gedichte zwischen den redaktionellen Beiträgen und Interviews.

Besonders gefiel mir das "Liebeslied".


Bert Brecht – Liebeslied

Man muß schon Schnaps getrunken haben
Eh man vor deinem Leibe stand
Sonst schwankt man ob der trunken Gaben
Von schwachen Knien übermannt.

Oh du, wenn im Gesträuche kreisend
Der Wind die Röcke flattern läßt
Und man, das weiche Tuch zerreißend
Die Knie zwischen deine preßt.

Der Abendhimmel macht das Saufen
Sehr dunkel, manchmal violett.
Dazu dein Leib im Hemd zum Raufen
In einem breiten weißen Bett.

Die Wiese schwankt nicht nur vom Trinken
Wenn man in deinen Knien liegt.
Der dunkle Himmel will versinken
Indem er sanft sich schneller wiegt.

Und deine weichen Knie schaukeln
Mein wildes Herz in deine Ruh
Und zwischen Erd und Himmel schaukeln
Wir leicht geschwellt der Hölle zu.

Graustufen in Schwarz-Weiß

"Shades of Grey" heißt die Roman-Trilogie der Autorin E. L. James, deren erster Teil ("Geheimes Verlangen") nun auch auf Deutsch erschienen ist. Landauf, landab entspnnt sich dieser Tage eine rege Diskussion darüber, wie es sein kann, daß der weltweite Verkaufserfolg in derartig krassem Gegensatz zum schriftstellerischen Niveau (dieses soll im Bereich von Heftchen-Romanen angesiedelt sein) steht. Entstanden ist die Reihe, weil die Autorin die Liebesgeschichte in der "Twilight Saga" so dröge fand, daß sie Edward und Bella mit einigen handfesteren Details gepimpte Sex-Szenen als Fanfiction auf die wollüstigen Leiber schrieb.

Selbst habe ich das Buch noch nicht gelesen, erhoffe mir aber in absehbarer Zeit eine Rezension von Feuerlilie.

Es fällt allerdings auf, daß in einem Atemzug mit dem literarischen Verriss auch gebetsmühlenartig das Entsetzen der vermeintlich antiemanzipatorische Ansatz des Buches beweint wird.
In einem längeren Radiobeitrag auf HR 2 merkte ein vom Weltschmerz geplagter Soziologe an, daß zwar in "Shades of Grey" das gleiche Grundmuster wie in "Pretty Woman" auftaucht - Frau angelt sich reichen, sexuell begehrenswerten und begierigen Mann -, daß aber die Protagonistin damals wenigstens eine sexuell bereits sehr selbständige und erfahrene Prostituierte war, die ihrem Gegenpart auf Augenhöhe begegnen kann. Dagegen muss Anastasia Steele von Christian Grey erst noch entjungfert werden. Zumindest, so der HR-Soziologe, und das sei ein gewisser Hoffnungsschimmer, habe sie, um ihrem Namen gerecht zu werden, "stahlhart" mit Herrn Grey über die Klauseln in ihrem Sklavinnen-Vertrag gefeilscht.

Ob der in England unter den spöttischen Genrebegriff "mommyporn" gefasste Roman tatsächlich das Zeug hat, die Errungenschaften der Emanzipation in der westlichen Welt in Frage zu stellen, sei bezweifelt. Immerhin, so wusste der HR-Beitrag noch zu berichten, seien nach den Absatzzahlen für das Buch (15 Millionen Exemplare in drei Monaten) auch die für SM-Spielzeug in die Höhe geschossen, und zwar dermaßen, daß eine Reihe von Artikeln gegenwärtig restlos ausverkauft sei.
Es gibt also Hoffnung...

Ansonsten müht sich der HR-Beitrag am Klischeedenken der Redakteure ab.
Entegegen dem Ratschlag, ein Buch nie nur nach dem Einbad zu beurteilen, klickt sich ein Radiosprecher auf die Zugangsseite der "Skalvenzentrale" und amüsiert sich zunächst noch über die Wahlmöglichkeiten, sich entweder als SM-erfahrenen oder -unerfahrenen Erwachsenen einschätzen zu dürfen oder gleich als Minderjährigen. Hier verfällt er ins gouvernantenhaft Empörte, als er feststellt, dass es SM-Seiten für Minderjährige gibt. Wie jeder padägogisch halbwegs gebildete Radiohörer weiß auch er: Nur weil es so Seiten gibt, kommen die Kinder auf so dumme Gedanken... und nicht umgekehrt!
Als er sich dann mannhaft dranmacht, durch das Tor für Erwachsene zu schreiten, fällt ihm als erstes die enorme Freizügigkeit der Darstellungen in Wort und Bild auf. Mit der Auswahl der vorgetragenen Kontakt- und Veranstaltungsanzeigen schafft er es tatsächlich, der geneigten Hörerschaft das zu vermitteln, was diese schon immer wusste: Dieses Sadomaso ist auch nur Rudelbumms, wie in irgendeinem schmuddeligen Swinger-Club, nur in Lederklamotten und mit Peitsche in der Hand.

Aber er hat die Mutprobe bestanden und sich zur "SZ" durchgeklickt, während der Moderatorin im Verlauf des Telefonats mit Kathrin Passig (Bachmann-Preisträgerin und Autorin des Buches "Die Wahl der Qual") das ungeschriebene Motto der Sendung herausrutschte: "...ich versuche hier, Klischees zu verbreiten... ich meine natürlich: ich versuche hier NICHT, Klischees zu verbreiten, aber..."

HR 2 ist der Kulturkanal des Hessischen Rundfunks. Als Fazit der Sendung behielt man im Gedächtnis, daß "Shades of Grey" kein Phänomen einer gewachsenen Entspanntheit im gesellschaftlichen Umgang mit SM ist, sondern Spiegelbild der unerfüllten sexuellen Wünsche von Hausfrauen aus dem, vornehmlich, US-amerikanischen Mittelstand.
Damit wird man erst einmal leben müssen, solange, bis sich ein Stück SM-Literatur ähnlich gut verkauft, das kein Produkt der "Fanfiction" zu einem Teenager-Vampirroman ist.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Wo ist nur die Zeit hin verschwunden...

Kann das sein, daß die letzte Veröffentlichung hier im Blog schon im Dezember 2011 stattfand?
Der Slam im Why Not hat so lange getragen, so lange motiviert, war so lange Zeit ein Gesprächsthema, kaum spürte man, wie darüber das Jahr verging und als nächstes das Why Not, das sich noch einmal häutete und dann verschwand.
Jeder hat zu der Einrichtung in der Mannheimer Jungbuschstraße seine Meinung, aber schon jetzt spüren Feuerlilie und ich, daß dieses Szenelokal dem SlamMassel als Austragungsort fehlen wird. Etwas Nostalgie sei uns gestattet, wenn wir kurz und knapp feststellen, dass uns das Why Not als der Platz erhalten bleiben wird, an dem wir den Plan - ist "Traum" zu viel gesagt? - von einer eigenen, kleinen/gar nicht so kleinen Lyrik- und Literatur-Show wahrwerden lassen durften. Allen, die dazu beigetragen haben, noch einmal herzlichen Dank.

Und nun? Jetzt wird es Zeit, sich an die Fortsetzung zu machen. Nur wohin führt die Spur der Reime, welche Halle füllen die Verse, welcher Grund ist unergründlich genug für die Tiefe der Texte?
Noch liegt der Pfad im Nebel, aber es gibt immerhin eine Richtung, in die wir gehen - und so wird der 2. SlamMassel nicht sein wie der erste, doch wer könnte das auch wollen? Wir freuen uns auf ein neues Flair, eine andere Atmosphäre und auf dieselbe mächtige Leidenschaft.

Merkt Euch bitte schon einmal das 3. Wochenende im November 2012 vor. Dies wird der Zeitpunkt sein - und den Ort? Den verraten wir Euch, sobald wir ihn selbst gefunden haben.