Donnerstag, 22. November 2012

Was für ein Abend im "Garten der Lüste"!


Der erotische Poetry-Slam 2012 war ein großes Vergnügen!

P_Silat, Masdevallia und ihr Team hatten in Ludwigshafen einen echten Lustgarten geschaffen – die Blumenlandschaft allgemein und ganz besonders die Schöpfungen im Ausstellungsraum regten die Sinne schon an, bevor es losging.

Was die Ausstellung anging, so bin ich jedes Mal aufs Neue wieder erstaunt, wie leichtfüßig p_silat mit seinen Kreationen die Themen „Advent“ und „SM“ ineinander verflicht: Die eingesetzten, szeneüblichen Bestandteile wirken wie an ihrem Platz ganz von sich aus gewachsen, von Aufgesetztheit keine Spur.

Doch nicht nur für Augenschmaus hatten unsere Gastgeber gesorgt, die Liebe ging im „Garten der Lüste“ aber genauso durch den Magen, darum an dieser Stelle vielen Dank für die tolle Bewirtung! SM-Burger und Bondage-Würstchen findet man schließlich nicht überall, den SM-Burger als Kombination von Saumagen und Kraut auf Brötchen aller Wahrscheinlichkeit nach auch nur in der Pfalz.

Für die große Hilfe bei der Bestuhlung des Saals hier auch gleich einen herzlichen Dank an N-Rammstein, ebenso wie an punitor, der für einen reibungslosen Einlass sorgte.

Vor dem Beginn des Slams war noch die Startreihenfolge auszulosen. In Gumcat – von anderen Gelegenheiten als „fromme Latexnonne“ bekannt, zum Erotik-Slam aber etwas legerer gekleidet und mit einer fast schon pornösen Sonnenbrille geziert- fand sich eine charmante Glücksfee, die die achte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine spannende Reihenfolge brachte.

So eröffnete feuerlilie den Reigen vor den gut und gerne 70 Besuchern mit ihrer hintergründigen Persiflage auf einen zuletzt viel diskutierten Roman. Mit „Shades of Pink“ hatte sie erst das Staunen, dann das Schmunzeln und schließlich die Lacher auf ihrer Seite, bevor Theo mit dem Märchen „vom traurigen Masochisten“ die Zuhörer ans Lagerfeuer holte.

Freie Exorzistin, die den Wettbewerb im Vorjahr für sich entscheiden konnte, verzauberte uns mit viel Schmelz in der Stimme und perfekt getroffenem Versmaß die Sinne, bevor jemand im Publikum so richtig ahnte, dass es wieder etwas Saftiges auf die Ohren geben würde. Im Anschluss nahm uns Friedrich mit durch ein leicht surrealistisch gefärbtes Gedicht, dessen überraschenden Wendungen zu folgen richtig Spaß machte.

Dvora ließ in diesem Jahr die Häschenschuhe eingepackt und präsentierte stattdessen eine Geschichte von Sehnsucht und Abschied, die erst für ergriffene Stille, und dann für tosenden Applaus sorgte. Red Cage, mit einem ihrer ersten SM-Texte überhaupt, verwöhnte uns mit einem schönen, klassischen Beispiel für eine harte Fantasie.

Claire Fraser zeigte – gleichermaßen aufregend wie humorvoll - die Welt aus der Sicht einer Liebeskugel, bevor Marquis de Peine sich zum Ende der Vorrunde auf die Jagd nach der „entlaufenen Sklavin“ machte.

Die Pause verkürzten uns Katermidnight und sein Model mit einer als Performance selten gezeigten Hogtie-Bondage. Für diese Attraktion vielen Dank an die beiden!

Im Finale betörte zunächst feuerlilie mit der gefühlvollen Lyrik ihres Texts „eine näherung“. Die „Freie“ sorgte mit ihrem mitreißenden Text über ein recht handfestes Entführungsszenario für große Aufmerksamkeit, bevor Dvora mit einem erst auf der Anreise zum Slam entstandenen, berührenden und teilweise autobiographischen Text die Zuhörer vereinnahmte, in dem mit „Cowboy und Indianer“ eine kindliche Frühform von Bondagespielen eine tragende Rolle einnahm. Claire Fraser schloss den Wettbewerb mit einer rasanten und sehr ansprechenden Story über zwei Frauen, die es offenbar nicht nur faustdick hinter den Ohren haben.

Die Siegerin mittels des menschlichen Gehörs zu bestimmen gelang nicht – die Texte im Finale, auch wenn von Form und Inhalt her recht unterschiedlich, standen sich auf hohem Niveau sehr nahe, das Publikum honorierte dies mit frenetischem Applaus für das gesamte Final-Quartett.

Nicht nur in dieser Situation sprang Xenia-Hexe dem Moderator hilfreich bei, in dem sie die Anzeigen ihrer mit Liebe zum Detail eingerichteten Tonanlage als „Applausometer“ nutzte. Für ihren Einsatz während der Vorbereitung und der Durchführung des Slams an dieser Stelle einen besonderen Dank.

Bei den Messergebnissen unterschied sich der Zuspruch auch erst auf den Nachkommastellen, und hier hatte Claire Fraser knapp die Nase vor der Freien Exorzistin. Den dritten Platz teilten sich Dvora und feuerlilie.

Die Gewinnerin, Theo und der Maquis steuerten jeweils noch eine Zugabe bei – und da war der unterhaltsame Abend auch schon wieder vorüber.

Die starken Beiträge und die großartige Stimmung sind uns jedenfalls Ansporn, im kommenden Jahr die dritte Auflage des SlamMassel anzupacken. An Eurer Unterstützung mangelte es nicht – ich sage es mal so: Den Spendern, die so fürsorglich unser herzallerliebstes Latex-Bunny gefüttert haben, sei ein Trullala!

Allen Besuchern, Teilnehmern und Helfern, auch denen, die ich hier versäumt habe, aufzuzählen, vielen Dank und auf Wiedersehen bei der „Rückkehr in den Garten der Lüste“ 2013.
In Kürze kann ich hier womöglich schon den ein oder anderen Beitrag veröffentlichen, schaut ab und an mal vorbei...

 

 

Montag, 12. November 2012

Sado-Hotel quält Dorf!, oder: Bauer disst Sklavin...

Es gibt Tag für Tag viele tolle Dinge zu lesen, in den Printmedien ebenso wie online.
Vieles ist enorm wichtig, manches muss erst ein bisschen aufgepeppt werden, bevor es den Wunsch der Macher eines Mediums erfüllt, Aufmerksamkeit zu erregen, und wieder andere Dinge sind von so einer augenfälligen Bedeutungslosigkeit, dass selbst die BILD-Zeitung gleich zwei Mal darüber berichten muss, damit sich irgendwer darüber echauffiert.

Ein recht aktuelles Beispiel findet sich auf BILD online für den Raum Stuttgart.
Die berichtet im Kern darüber, dass in dem schönen Ort Owen unterhalb der Burg Teck, also mitten im schwäbischen Herzland, wo man noch schafft, Häusle baut, brav zur Schicht nach Stuttgart "zum Daimler" pendelt, geschlossen sonntags zur Messe geht und so Schweinereien wie die "wilde Ehe" so rein gar nicht goutiert,  zwei Ferienwohnungen zur Miete angeboten werden - die aber neben der herkömmlichen Ausstattung allerdings noch einige zusätzlich Features aufweisen, wie z. B. einen Käfig, Andreaskreuze oder Strafböcke.

Selbst die sittenstrenge BILD-Zeitung konnte in ihrem ersten Online-Artikel hierzu vom 02.11.2012 ein Schmunzeln nicht unterdrücken:

http://www.bild.de/regional/stuttgart/sadomasochismus/schwabens-erstes-sado-hotel-26995162.bild.html


Zur Skandalisierung dieses unerhörten Ferienangebots reichte das aber offenbar noch nicht aus. Darum erschien nur gut einen Tag darauf die erbostere Variante inklusive des neu hinzugenommenen Fotos einer Owener Eingeborenen (und Kirchengemeinderätin) samt den unerlässlichen Ausstattungsmerkmalen Kittelschürze und Heugabel.In dieser Meldung fühlt sich das ganze Dorf von dieser  Brutstätte des Lasters bereits gequält, die Bürgermeisterin erscheint nicht nur ratlos, nein, sondern verzweifelt, einen Anwohnerin kann vor Scham kaum noch ihr Viertel, geschweige denn den Ort verlassen, und weil sich die "Gäste" des Etablissements offenbar irgendwie in Schaufenstern vergnügen, fürchtet man doch auch gleich mal um das seelische Wohlergehen der dörflichen Jugend, der doch bis dato allerhöchstens die stark alkoholhaltige Sozialisation in Fußballverein und Jugendfeuerwehr und vielleicht ab und an die Zusetzung irgendeines kirchlichen oder sonstigen Amt- und Würdenträgers drohte. Aber so was wie in diesem "Hotel", ach quatsch: Puff!, das hats hier ja noch nie gegeben:

http://www.bild.de/regional/stuttgart/sadomasochismus/sado-hotel-quaelt-ganzes-dorf-27013900.bild.html


Bis sich das alles zur Stuttgarter Zeitung herumgesprochen hatte, waren vier Tage ins Land gegangen. Dieses Blatt hakte in Owen/Teck nochmal noch und fand die Bürgermeisterin eigentlich recht entspannt und keinen der Owener Gartenzwergpolierer, der sich außerhalb der BILD mit seiner Empörung äußern wollte:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.owen-im-kreis-esslingen-peitschen-und-fesselurlaub-unter-der-teck.b923e4f4-4189-4b2b-bc0a-e49d4cc63ecf.html


Also, seid so lieb und achtet einfach auf ein paar Dinge, wenn Ihr Euch im Owen in dem besagten Etablissment einmietet: Keine Kippen auf den Bürgersteig werfen, nicht im Parkverbot stehenbleiben, die bessere Lederhose drüberziehen und nach 22 Uhr  keinen Krach mehr machen oder ihn wirksam unterdrücken - die Daimler-Pendler und Heugabelschwinger danken es Euch!

Mit großen Schritten...

... eilt die Zeit auf den Slam-Termin am kommenden Freitag zu.

Die Resonanz ist beachtlich, die Nachfragen zur Teilnahme/Anreise/Location usw. nehmen zu - und vor allem: Es sind deutlich mehr als zur Premiere vergangenes Jahr.
Das wiederum nährt in mir die Ahnung, dass der Besucherzuspruch bei dieser, der zweiten Austragung, noch etwas größer sein könnte als 2011.

Vermutlich, auch wenn noch nicht alle Zusagen vorliegen, dürfen wir uns auf ein etwas größeres Teilnehmerfeld freuen. Das eröffnet neue Perspektiven und ein weiteres Spektrum an Text- und natürlich auch Darbietungsformen.

Alle, die am Slam beteiligt sind, arbeiten an ihrem Beitrag: Sei es, um den "Garten der Lüste" zu einem einladenden Ort zu machen, sei es, um die Texte bis zum Auftritt auf Hochglanz zu bringen oder damit die Technik bereitsteht und funktioniert.
Wenn ich an die erste Idee zu der Sache zurückdenke, erfasst mich ungläubiges Staunen, wie viele Menschen sie jetzt bewegt. Es wird am Freitag hoffentlich Zeit sein, allen zu danken - aber schon jetzt meinen Dank an alle, die sich für die Sache eingesetzt haben.

Dann mal bis Freitag!