Mittwoch, 9. November 2011

"Quäle Deinen Nächsten"...

... und "Satans Heilige Familie", das waren die Überschriften zweier Artikel, die unlängst direkt untereinander auf der Online-Seite der "Stuttgarter Zeitung" zu lesen waren. Der erste berichtete über das Treffen eines Arbeitskreises gläubiger Sadomasochisten in der Nähe von Waiblingen, in dem anderen wurde ein Theaterstück besprochen, dass einen aufsehenerregenden Strafprozess über einen Fall von Exorzismus in Singen am Hohentwiel zum Gegenstand hat.
Was mich an der Geschichte hinter dem Stück so bestürzt hat, war der Umstand, wie sich jemand im "Namen des Herrn" einem schwächeren Mitmenschen bemächtigt und sich zum Herrn über dessen Wohlergehen - und im dem Singener Fall sogar über Leben und Tod macht.

Im ersten Moment fand ich die Doppelung dieser Artikel mit den Bezügen zwischen Religiosität und Gewalt nicht so günstig - wie schnell sind die Leute dabei und stellen Verknüpfungen zwischen beiden her - "Sieh nur, wozu das führt!"
Aber bei weiterem Nachdenken muss ich sagen, war es vielleicht doch gar nicht so schlecht. Der Sprecher des Arbeitskreises wurde recht ausführlich zitiert und erklärte z. B. Folgendes:

"... Wenn man sich vor dem Ausleben des Sadomasochismus über seine Grenzen verständige und die Gefühle seines Gegenübers respektiere, gehe man im christlichen Sinn sogar achtsamer miteinander um, als das bei gewöhnlich gelebter Sexualität oft der Fall sei. ..."

Zum Unterschied zwischen Gewalt und Sadomaso ist dem an und für sich wenig hinzuzufügen. Die gleiche Augenhöhe, das Einvernehmen und die Demut des "Stärkeren" vor der Hingabe des "Schwächeren", erfüllen mehr Vorgaben christlicher Werte als es einem religiösen Eiferer in seiner eingebildeten Gewissheit einer metaphysischen Wahrheit je möglich wäre.

Trotzdem ist zu befürchten, dass Glaube und Religion wohl noch häufiger als Ausrede für alle möglichen, unmenschlichen Schandtaten herhalten müssen. Auch hierzu entnehmen Sie bitte Näheres der Tagespresse.

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